Frühkindliche Wettkämpfe
"Bin ich schön?", fragt das kleine Mädchen seine Mutter und dreht sich mit ihrem neuen Kleid im Kreis. Schon als Kinder suchen wir Bestätigung. Kinder klettern auf Bäume, schaukeln oder bauen Sandburgen und immer wieder fordern sie ihre Eltern auf, sich das Werk anzuschauen, ihnen zu sagen, ob sie besser, höher oder weiter schaukeln oder klettern als andere Kinder. Kinder wollen sich und ihre Leistungen vergleichen. Sie wollen wissen wo sie stehen, ob sie gut sind oder besser als andere in ihrem Alter. Das ist ein wichtiger Bestandteil des Heranwachsens und der kindlichen Entwicklung. Wettkämpfe sind wichtig. Genauso wie Noten. Als kürzlich Elternverbände forderten, die Noten an den Schulen abzuschaffen, hätte ich am liebsten laut geschrien.
Kinder brauchen genau diese Vergleiche mit Gleichaltrigen. Sie fordern sie regelrecht ein mit ihrem "Mama schau mal" und mit dem Wunsch nach Spielen, die ein Kräftemessen darstellen. Egal ob Tauziehen, Fußball oder Wettrennen. Kinder wollen wissen, wer der Schnellere, der Stärkere oder der Geschicktere ist.
Innere Werte und Selbstliebe
Aber wie ist das im Erwachsenenalter? Ist es da immer noch sinnvoll sich mit anderen zu messen, oder kommt auch die Zeit, wo wir bei uns selbst ankommen müssen?
Eins ist klar: Wir können nicht alles sein. Wir sind meist entweder technisch und praktisch veranlagt, vielleicht sind wir künstlerisch aktiv oder mathematisch naturwissenschaftlich begabt. Wir haben Stärken und Schwächen und müssen uns irgendwann festlegen wer oder was wir sein wollen. Längst genügt es nicht mehr höher zu schaukeln als die anderen. Und schon finden wir einen Gegner, der vermeintlich besser ist als wir. Es ist nicht falsch, sich zu vergleichen, auf Augenhöhe, in der gleichen Branche mit Menschen unseres Alters und mit ähnlichen Anforderungen.
Was aber meist passiert: Wir vergleichen uns mit Menschen, die wir nicht erreichen können. Wir setzen uns Ziele zu hoch und fallen tief.
Das heißt nicht, dass wir keinen gesunden Ehrgeiz haben sollen. Ganz im Gegenteil. Doch macht es keinen Sinn sich mit dem Königshaus zu vergleichen, wenn man nicht gerade ein Enkel der Queen ist. Es macht keinen Sinn, sich zu fragen warum man nicht so viel Macht und Geld hat wie Donald Trump. Wir müssen uns also zunächst eingruppieren. Wir müssen unseren Platz in der Gesellschaft fnden und uns selbst richtig reflektieren, bevor wir neidvoll auf andere blicken die ganz andere Voraussetzungen hatten oder in einem völlig anderen Beruf arbeiten. Das schafft nur Frust und bringt uns nicht weiter.
Ich weiß, was ich kann
Erfolge visualisieren.
Längst reicht es nicht mehr, Mama und Papa nach ihrem Urteil zu fragen. Ob wir höher schaukeln als die anderen ist nicht mehr relevant. Daher ist es auch egal, ob wir von unseren Eltern immer die Anerkennung bekommen haben, die wir uns gewünscht haben. Wir können die Liebe und die Anerkennung sowieso nicht mehr einfordern.
Wir können uns die Liebe und Anerkennung aber selber geben. Dazu ist es wichtig auf unsere Erfolge zu blicken. Verschiedene Anbieter von Kalendern bieten Meilensteinsammler und Zeitleisten an. Diese kann man natürlich auch selber gestalten. Wichtig ist, dass wir uns unserer Erfolge bewusst werden.
Schulbildung, Ausbildung, Beruf, Beförderung, das alles sollten wir uns aufschreiben und in Bildern dokumentieren. Erfolge die wir gefeiert haben, wie der bestandene Führerschein oder die bestandene Abi Prüfung. Es ist wichtig uns immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, was wir bisher erreicht haben und uns auch mal selbst auf die Schulter zu klopfen. Bezieht Euren Selbstwert nicht aus dem Außen. Gebt Euch selbst die Bestätigung, dass ihr gut seid, wie ihr seid und dass ihr schon viel erreicht habt.
Materieller Besitz als falscher Indikator
Mein Haus, mein Auto, mein Pferd. Wir alle kennen diese Werbung. Menschen, die materillen Besitz als Indikator für Erfolg ansehen.
Die Frage ist, ob der mit dem größten Auto auch wirklich am härtesten gearbeitet hat. Und ob sich der Erfolg eines Menschen an der Größe seines Hauses oder der PS-Zahl seines Autos messen lässt.
Jeder, der schon einmal die Paralympics gesehen hat, jene Sportveranstaltung der Olympiade, bei der behinderte Menschen auf einem Bein mit Hilfe von Prothesen Skifahren oder Weitspringen, Wettläufe bestehen und gewinnen, wird mir zustimmen, dass diese unglaubliche Leistung alles in den Schatten stellt. Sich nach einem schweren Unfall, einer angeborenen Krankheit und anderen schweren Schicksalen aufzuraffen, diese enorme Energie zu entwickeln und sich selbst zu derartigen Höchstleistungen zu motivieren hat meinen höchsten Respekt verdient.
Wie armselig ist dagegen ein Manager der seinen Porsche lautstark durch den Großstadt Dschungel fahren muss um sich und anderen zu beweisen dass er es zu etwas gebracht hat.
Wir sollten uns also nicht von finanziellen Dingen blenden lassen. Und unseren Selbstwert aus unseren Leistungen und unserem Können ziehen und nicht aus der falschen Bewunderung die uns das Zurschaustellen von materiellen Dingen einbringt.
Sich selbst genug sein
Wer zum wahren Selbstwert finden möchte, muss sich also selbst genug sein. Unabhängig vom Urteil anderer sollten wir uns mit uns wohlfühlen.
Drei Kilo zu viel auf den Rippen? Na und? Sicher gibt es einen Grund und sicher haben wir schon eine Idee, wie wir die Dinge ändern, die wir nicht an uns mögen. Wir sollten anderen keine Macht über ums geben, indem wir uns von deren Urteil abhängig machen.
Bestimme selbst wer du bist und was richtig oder falsch ist. Lobe dich für die Dinge, die du geschafft hast. Vielleicht ist es für einen anderen keine große Sache, bis zum Briefkasten und wieder zurück zu joggen, für dich ist es vielleicht der erste von vielen kleinen Erfolgen. Lass dir von anderen nicht klein reden, was du dir mühevoll erarbeitet hast. Niemand hat das Recht darüber zu urteilen.
Das soll nicht heißen, dass wir nicht ab und zu ein Feedback brauchen. Es ist wichtig, sich hin und wieder mit guten Freunden auszutauschen, sich gegenseitig zu motivieren, gemeinsam etwas zu unternehmen und neues kennenzulernen. Aber wir müssen uns vor anderen nicht verstecken und niemals, wirklich niemals sollten wir uns mit Menschen umgeben, die uns das Gefühl geben, dass wir nicht gut genug für sie sind.
Ich hoffe, dass ihr ab sofort mit offenen Herzen in die Welt geht und niemanden erlaubt negativ über Euch zu urteilen nur weil ihr in dessen Augen nicht die Norm erfüllt. Du bist gut, wie du bist. Vergiss das nie.
In diesem Sinne möchte ich Euch noch meinen aktuellen Lieblingssatz mit auf den Weg geben:
Sei du selbst, denn alle anderen gibt es schon.
Ich freue mich auf Eure Kommentare.
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